Herzliche Einladung zur Uraufführung der Judas-Kantate „In Jesus leben, in Jesus sterben“
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Komponistin und Organistin
Herzliche Einladung zur Uraufführung der Judas-Kantate „In Jesus leben, in Jesus sterben“
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oder Was eine Passacaglia mit Yoga zu tun hat
Was ist das Leben? Was ist die Kunst, zu leben? Wo finde und wie entwickle ich meine Lebenskunst? Wie kann ich und wie will ich leben?
Oft fällt mir auf, wie bedeutsam es ist, dass man existiert. Lehrt uns doch die Welt, wie wertvoll Sein und Werden ist. Es ist ein besonderes Gefühl, zu spüren, dass man lebt. Wie sich Gedanken in einem bewegen, wie sich aus diesen Gedanken eine Stunde Leben formen kann.
Und was noch bedeutsamer ist, ist das Bewusstsein, dass kein Mensch sinnlos existiert. Jedes Leben ist sinnvoll. Und all diese Jahre kann man nutzen, zu ergründen, was der Sinn wohl sein könnte. Habe ich eine Bestimmung oder vielleicht eine wichtige Aufgabe?
Es ist ein Kribbeln in der Seele. Je nach Intensität des Bewusstwerdens, dass ich lebe, ist es ein stärkeres Kribbeln. Eine Freundin nennt es „die Seele brennt“. Ich erlebe es nicht als „klein werden“, weil alles andere so groß ist, sondern als demütiges Glück diese Zeit miterleben zu dürfen und diese Erfahrungen alle dorthin mitnehmen zu dürfen, wo ich später einmal hin verschwinden werde. Und jeder Mensch lehrt mal einen Anderen das Bewusstwerden, am Leben zu sein. So etwas kennt jeder.
Das kann ein Filmabend unter Menschen sein, die auf derselben Wellenlänge sind, einen Intellekt teilen, zusammen träumen.
Aber es kann auch eine kleine Geste sein, die einem anderen zeigt, wie sehr man das Leben wertschätzen kann.
So wie Tage kommen und gehen, kommen und gehen Menschen im Leben. Manche Menschen bleiben kurz, wirklich kurz und hinterlassen wenig Spuren. Andere bleiben kurz und hinterlassen viele Spuren negativer oder positiver Art.
Andere Menschen bleiben länger, vielleicht sogar ein Leben lang. Nicht immer physisch, denn Menschen sterben. Aber sie bleiben, ihre Erinnerung bleibt in uns. Und man kann die Erinnerung bewusst erleben.
Es gibt keine Zufallsbegegnungen, sagt meine Orgeldozentin Maria Mokhova. Und sie hat Recht. Im April 2021 fing ich an, Kirchenmusik zu studieren. Mein absolutes Lieblingsfach ist Künstlerisches Orgelspiel. Und durch dieses Fach habe ich einen Menschen kennengelernt, der künstlerisch, intellektuell und vor allem menschlich ein Unicum ist. In manchen Menschen bekommt man eine Live-Experience nach der Sehnsucht, Leben zu lernen. Ich möchte Hélèné Grimaud zitieren: „Ein guter Lehrer lehrt seinen Schüler zu leben.“
Ich gehe nie wieder in einen Unterricht mit der Erwartung, irgendetwas zu lernen oder gesagt zu bekommen. Ich gehe in den Unterricht, um zu leben. Ich verbringe dort keine sinnlose Zeit, oder sitze sie ab. Ich erwarte, dass ich emotional, intellektuell und auf jede andere Weise, die mit dem Leben zu tun hat, gefordert werde. Das heißt nicht, dass ich anders nicht leben könnte. Nein, es ist ein Leben dort. Eine eigene kleine Welt, die so real und gut ist, dass sie manchmal wehtut.
Sie tut weh, wenn man auf einmal bemerkt, was für einen selbst nicht stimmt, was man lange schon hat ändern wollen. Der Orgelunterricht, den ich bekomme, ist ein Zufluchtsort, ist eine Schule des Lebens, ist Therapie und aktives Leben. Kein Ton ist einfach nur ein Ton und kein Stück ist einfach nur ein Stück. Es ist eine Tür zu einer Welt, die ich noch nicht kenne, aber mit der besten Motivation eintreten will, um sie zu entdecken.
Ein Lehrer ist jemand, der dich durch deine und seine Seele mitnehmen kann. Man bekommt nicht einfach was beigebracht. Man bekommt die Weisheit zu leben beigebracht.
So eine Lehrerin hat mir das Universum wohl geschickt. Eine Lehrerin, die sich mit nichts zufrieden gibt, sondern fragt und fordert, fördert und versteht. Eine Lehrerin, die reflektiert und versteht, was ihre Schüler brauchen. Und zwar auf ganz individueller Ebene.
„Passacaglia spielen ist wie Yoga!“ (Maria Mokhova)
Es ist für jeden bestimmt ein Rätsel, was Yoga mit Bach’s Passacaglia in c-Moll zu tun hat! Für mich nicht mehr. Um genau dieses Stück und wie dieses im Leben eine Rolle spielt, dreht sich dieser Blogartikel.
„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht!
Mit der Passacaglia habe ich im Herbst 2022 begonnen. Wir hatten vorher entschieden, genau dieses Stück zu machen, um mehr emotional zu arbeiten und mich mal aus meinem kleinen Schneckenhaus rauszuholen.
Das allererste Mal, dass ich mich so richtig mit der Passacaglia beschäftigt habe, war im Dom zu Minden. Dort konnte ich während eines Kururlaubs Orgel üben. Man sitzt da oben an der Orgel, man übt das Thema und hört einfach nur in die wahnsinnige Leere, dieses riesigen Gemäuers hinein, in der sich Klang ausbreitet. Man nimmt wahr, was diese wenigen Töne eigentlich in einem auslösen. Man begreift seinen eigenen Sinn. Als unser Universum entstand, hat es Geräusche gemacht. Diese sind mit der Ausdehnung verklungen. Für Klang braucht es Dichte. Diese ist im Universum nicht vorhanden. Der Raum zwischen den einzelnen Körpern ist zu groß.Deshalb haben wir Menschen Klang und machten/machen daraus Töne, dann Musik, dann Kunst und haben sie zur Lebenskunst werden lassen.
Ich saß dort also und spielte auf die einzige Art, nach der eine Passacaglia gespielt werden kann: Yoga! Im Grunde ist es eine ganz simple Erklärung für den Dreiertakt: Die eins ist lang, zwei und drei sind abstufend kürzer. Auf eins und zwei atmet man aus, auf drei ein. Und immer so weiter. Wer das nicht glauben will, versuche es einmal. Es bewirkt Wunder.
Ab dem zweiten Schlag ist eine Spannung aufzubauen, sodass man denkt, sie könne brechen. Sie darf nicht brechen, das Ziel ist, sie stabil zu halten und auf der Eins des nächsten Taktes loszulassen. Und auf diese Weise spielt man ein Passacaglia Thema. Tut man es nicht, gibt man alleinig die Form wieder.
Diese Spannung kann deinen ganzen Körper zum Beben bringen.
Was das jetzt mit Genesis 1,1 zu tun hat? Eine Passacaglia ist eine Variationsform der musikalischen Entwicklung und der Kreativität über einem festgesetzten Thema. Zieht man die Parallele zu Genesis, folgt daraus: Über der Ursuppe schwebt alleinig der Geist Gottes und erschafft aus dem, was da ist, Leben.
Bezeichnen wir es als ein großes, unbewegtes Nichts, dass einfach so da ist. Stille ist einfach so da.
Bach’s Passacaglia beginnt mit einer Quinte: C-G.
Die Quinte ist ein aktives Intervall. Aktive Intervalle sind nicht abgeschlossen, sie verlangen nach einer Weiterführung, sie können nicht einfach so stehen bleiben. Zudem ist die Quinte ein sehr schöpferisches Intervall, sie öffnet ein eigenes Universum, einen Tonraum, eine individuelle Entität.
Um meine Orgeldozentin zu zitieren: „Das ist das Do. Das Sol. Sie erschaffen Licht! Sie müssen Gotteskomplex bekommen. Schauen Sie, wie gut es ist!
„Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.“
Tatsächlich ist es eine besondere Herangehensweise an dieses Stück. Aber sie lohnt sich sehr. Je genauer man sich beschäftigt und sein eigenes Herz für diese Musik zugänglich macht, desto mehr versteht man den Lauf der Welt.
„Man muss das Stück wie ein Gerüst für die Seele im Kopf haben und jeder Stimme bewusst entgegentreten und zuhören“, notierte ich mir während einer Übesession. Das ist der Anspruch, den dieses Stück fordert. Es fordert einen als Schöpfer heraus, aus schwarzweißen Tönen eine Welt zu erschaffen, in die man die Zuhörer mitnehmen kann. „Das Universum in der Nussschale“ steht über meinen Noten. Am schwersten fand ich bei der Passacaglia die ersten zwei Töne. Je öfter man versucht, die passende Energie zu channeln, desto bewusster wird einem, wie anspruchsvoll es ist, einen einzigen Ton zu spielen. In den Orgelstunden habe ich für dieses Stück gelernt, wie der erste Ton sein muss. Welche Energie ich entwickeln muss, wie sehr der Ton seine Farbe ändert.
Wenn einer sagt, dass die Orgel halt nur Töne spielt, der Anschlag egal sei, hat noch nicht entdeckt, was die Seele mit diesem Zauberkasten der endlosen Töne tun kann. Ein Ton ohne Energie klingt flach und kalt. Ein Ton mit Energie trifft direkt ins Herz.
Im Dreiermetrum liegt nicht nur Atmen verborgen. Aktiv Schwerpunkte zu setzen fordert Handgelenksarbeit. Auch das hat mir meine Orgellehrerin beigebracht. Reine Biomechanik verhilft einem, Betonungen zu setzen. Der Weg ist einfach länger, wenn ich mit dem Handgelenk runter muss, weil gleich die eins kommt. Es ist eine so simple und bewundernswerte Logik.
Im Unterricht fallen manchmal pragmatische, auf den Punkt treffende Sätze. Mir wurde erklärt, dass man nach der Fuge selber merkt, ob es „sehr gut war“ oder „gar nicht gut war“. Das tut man wirklich. Man bemerkt es ehrlicherweise schon beim ersten Ton.
Vom Do, vom Licht erschaffen führt einen der Weg durch die Passacaglia über maskuline und feminine Variationen. Jeder der nicht in so Extremen denkt, kann stattdessen hart und weich sagen. Es gibt eine energische Variation, eine Variation der Richtungen und welche, die sich wieder ins Versteckte zurückziehen, bis man selbst im Universum zwischen den Sternen schwebt oder „Regentropfen“ spüren kann. Was bisher in der Passacaglia passiert ist, verweht in der leisesten Variation im Universum und kommt als die „Ewigkeit“ zurück. Dann „schwebt man endlos“ und kann nichts mehr kontrollieren. Man ist die belangloseste Existenz, die es geben kann in diesem Moment.
Und ist die Passacaglia „beendet“, erscheint für das Thema ein Begleiter. Eine treibende, energetische Kraft: „derrrrr Lokomotiff!“ Eine Eisenbahn, die unaufhaltsam vorwärtsfährt, konstant bleibt, aber voller Energie steckt. Es ist kaum Zeit zum Ausruhen, es geht immer, immer weiter. Was man für die Fuge braucht, ist „Beharrlichkeit“. Sture Beharrlichkeit. Diese Beharrlichkeit benötigt Geduld.
Geduld habe ich im Unterricht gelernt. Ich war am Anfang sehr ungeduldig. Aber mit Ruhe kommt Gelassenheit und mit Gelassenheit kommt Schönheit im Spiel. Meine Orgellehrerin lehrt mich, zu verstehen und erklärt mir geduldig, was ich nicht verstehe. Erklärt mir geduldig, zu verstehen. Jede Orgelstunde ist ein Lichtstrahl vom Leben und eine Tür zu einer neuen Welt.
„Es gibt im Leben keine Zufallsbegegnungen.“ (Maria Mokhova)
Es musst Bedeutung haben, dass dann Menschen kommen, wenn du sie brauchst. Es gibt keine Zufälle. Vielleicht sind es Fügungen?
Der Orgelunterricht fügt sich ins Leben und ist zu einer Konstante geworden. Ich messe sehr vieles daran. Ich messe seither Lebensqualität daran. Zufallsbegegnungen gibt es auch bei Repertoire nicht. Bisher hat meine Orgellehrerin jedes Stück so ausgesucht, dass es mich dort abgeholt hat, wo ich menschlich war. Und mit jedem Stück erfahre ich ein klein wenig mehr Leben.
Deshalb: Passacaglien sind keine Zufallsbegegnungen!
Vor ein paar Wochen schrieb mir eine Freundin, ob ich ein Lied für ein verstorbenes Baby schreiben könnte. Ich sagte sofort ja und machte mich an die schwierige Arbeit, Worte zu finden und Töne zu suchen.
In diesem Fall habe ich jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, habe jeden Satz aus allen möglichen Perspektiven bewertet, habe versucht, nicht zu plakativ und dennoch emotional zu schreiben.
Es ist das Lied „An einem andern Ort“ entstanden. Ein paar Tage später teilte ich das Lied in meinen sozialen Netzwerken und erhielt Rückmeldungen von verwaisten Eltern, die sich von Herzen bedankten. Das Lied widme ich allen Sternenkindern dieser Welt.
Am 27. November 2022 wurde das Album mit 29 neuen Liedern zum Kirchenjahr veröffentlicht. Zu hören ist es auf Spotify, Amazon Music, Apple Music, iTunes und Deezer sowie YouTube.
Hier geht es zum Liederalbum auf Spotify:
Heute wurden zwei Singles aus dem Upcoming Album „Seelenkind, träum vom Frieden“ released.
Denn bei dir ist die Gnade
https://open.spotify.com/track/1bZK4oYOayp7MxBZjnpQSf?si=263bf44912e84f3f
Manchmal fall ich in die Zeit
https://open.spotify.com/track/3JaUIWh4sdvGBfvKi3MSnd?si=bdb3bd92fb8b4e3b
Diese sind erhältlich auf Spotify, Deezer, Amazon Music, iTunes, Apple Music.
Ich erstelle formatbegleitende Playlists auf der Streamingplattform Spotify. Es gibt Playlists zu „Ein Tag – Eine Komponistin“ und zu den Werkkategorien von unbekannten Komponist*innen.
Mit den folgenden Links kommt man zur jeweiligen Playlist: