Uraufführung Magnificat-Kantate

Auszüge aus dem Projektbericht

„Stein und Staub auf meinem Weg,
wohin geht mein Leben?
Trag ein Weiteres in mir,
das mir Gott gegeben.

​Meine Träume waren groß,
anders wird es werden,
Licht verbreitet sich in mir,
löst das Leid der Erden.“

(Text aus Nr. 4: Arie; Autor: Ulrike Streck-Plath)

Komposition der Kantate
Die Kantate wurde circa von Sommer 2018 bis Ende Oktober 2019 komponiert und weist einige Schwierigkeiten auf, die Sänger und Instrumentalisten in gleicher Weise fordern. 

Konzipiert ist die Kantate als eine harmonische Emanzipation von sehr sphärischen und geheimnisvollen Klängen zu einer klaren und mächtigen, dennoch feinen und beherrschten Harmonieabfolge. Das Hauptziel der Kantate ist es aufzuzeigen, wie sich Maria von einer jungen Frau zu einer Mutter und selbstbewussten Frau emanzipiert. 

Dies geschieht in den zwei Arien, in denen Maria ausdrückt, was sie bewegt. Die erste Arie trägt den Titel „Stein und Staub auf meinem Weg“. Sie ist filigran angelegt: ein Duett von Sopran und Flöte, das durch eine komplizierte Kontrabaßstimme immer wieder unterbrochen und aus der Bahn geworfen wird. Wacklige Harmonien und große Unsicherheit im gesamten Satz zeigen, wie sehr die Botschaft des Erzengel Gabriel Maria verunsichert hat. Die Arie bricht heraus aus dem sphärischen Introitus der Kantate, der wirkt, als würde das Geheimnis der Verkündigung auf die Erde herniederschweben. 

Ganz anders dagegen ist die zweite Arie mit dem Titel „Magnificat“ konzipiert. Hier bilden Oboe und Sopran das Duett, während die Streicher die harmonische Stabilität geben, die in wenigen Tonarten die lobenden Worte Marias unterstreichen. Die Oboe und der Sopran spielen ein offenes Wechselspiel, bis sie sich am Ende der Arie vereinen. 

Die Partien für den Chor sind technisch sehr anspruchsvoll. Sie bedienen sich teilweise alter Choräle, die jedoch in zeitgenössischer Weise harmonisiert und orchestriert sind. 

Auch die instrumentalen Stimmen sind äußerst fordernd in technischer und musikalischer Hinsicht. In der Kantate sind alte Satztechniken mit neuen Interpretationen verknüpft, was eine gewisse Vertrautheit mit der Musik fördert. 

Die in der Kantate vertonten Texte sind zum einen Auszüge der Verkündigungsgeschichte nach dem Evangelisten Lukas, sowie Verse aus Psalmen und der berühmte Magnificat-Text. Die Textgrundlage der Arie „Stein und Staub auf meinem Weg“ ist ein für die Kantate eigens gedichteter Text von Ulrike Streck-Plath. 

Eine Besonderheit in der Kantate in der Kantate stellt der Choral „Lobe den Herren“ dar. Dieser kann nicht nur von den ausführenden Musikern vorgetragen werden. Auch die Gemeinde war herzlich eingeladen mitzusingen und hat dies mit Freude getan. 

Erste Gesamtprobe mit Chor und Orchester

„Eine großartige Leistung von Musikern und Komponistin.“
– Stimme aus dem Publikum

„Kein Ton zu viel oder zu wenig. Die Musik ist von einer bestimmten Kühlheit umgeben, was sie so unglaublich beherrscht, aber trotzdem feinfühlig wirken lässt.“ 
– Stimme aus dem Publikum

Die Uraufführung der Magnicifat-Kantate konnte mit freundlicher Unterstützung der con Moto foundation, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft & Kunst, den Maintal-Werken, der Evangelischen Kirchengemeinde Dörnigheim sowie privaten Spendern realisiert werden. 

Mitwirkende & Proben 
Die Probenarbeit für die Kantate begann Anfang November, nachdem die Musizierenden zuvor schon die Noten zum eigenständigen Studium erhalten hatten. In jeweils vier Proben für Orchester und Chor wurden die verschiedenen Stücke der Kantate einstudiert. Zu Beginn wurde in kleinen Ensembles geprobt, es wurden sogenannte Satzproben abgehalten. Die Komposition forderte die Musiker durch komplizierte Rhythmik, fremde Harmonien und schon alleine dadurch, dass es ein neues Werk ist. Mit der Solo-Sopranistin wurde separat geprobt, bevor sie dann mit demOrchester intensiv arbeitete. Zwei Wochen vor der Aufführung kamen alle Mitwirkenden das erste Mal zusammen. 

​Der Zusammenklang aller Stimmen dieser zeitgenössischen Komposition verunsicherte zunächst. Doch zugleich faszinierte das neue Klangerlebnis und spornte Sänger und Instrumentalisten an.    

Die Generalprobe am Morgen vor der Aufführung war für alle Musiker eine unglaubliche Erfahrung. Jetzt endlich erklang das Werk im Gesamtkonzept und hinterließ auf alle Mitwirkenden einen großen Eindruck. Die neue Kantate war endlich zu einem vertrauten Werk geworden.

​Es sangen und spielten der Manchmal-Chor Dörnigheim sowie das Projekt-Kammerorchester Dörnigheim. In beiden Ensembles stellte sich dieselbe Herausforderung: nur ein Teil der Mitwirkenden kannte sich und hatte bereits in früheren Konzerten gemeinsam musiziert. So musste jedes Ensemble für sich zusammenfinden. Schließlich wurden in der letzten Probenphase beide zusammengeführt. Mitwirkende und Dirigentin haben gut zusammengefunden. 

Johannes Heeg an der Oboe, Ranfei Wang an der Flöte und JosefineOeß als Solo-Sopranistin haben sich als Solisten sehr gut hervorgetan und mit ihrer Interpretation ihrer Partien die Gemeinde sehr berührt. Auch Franka Levin (Kontrabass) überzeugte mit ihrem Solo und zeigte ihr Können mit einer vom Violoncello unabhängigen Kontrabaßstimme. Alle Musizierenden wurden von den Gottesdienstbesuchern sehr gelobt. Dass eine zeitgenössische Kantate dem historischen Vorbild gemäß im Gottesdienst einer evangelischen Kirchengemeinde uraufgeführt wurde, empfanden sie als etwas Außergewöhnliches. Unterstützt wurde dieser Eindruck durch den intimen Raum der Alten Kirche am Main in Dörnigheim und die Predigt, die wie die liturgischen Stücke an den Text der Kantate angepasst waren. 

Josephine Oeß, Sopran
Ranfei Wang, Flöte

“Souverän einstudiert und geleitet von Helene Streck brachten der Manchmal-Chor Dörnigheim und das Projekt-Kammerorchester Dörnigheim, sowie Johannes Heeg an der Oboe, Ranfei Wang an der Flöte und Josephine Oeß als Solosopranistin die moderne Kantate zum Klingen.“
– Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim