Die Nacht ist vorgedrungen
Projektidee
„Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen wird. Dann wird auch einem jeden von Gott Lob zuteilwerden.“ (1. Korinther 4, 5)
DIE NACHT IST VORGEDRUNGEN – Eine moderne Adventskantate für Tenor, Viola, Tenorsaxophon und Orgel über das Lied Die Nacht ist vorgedrungen (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 16).
Wo ist das Licht in der jetzigen Zeit? Wie finden wir aus einer Welt, die von unseren Vorurteilen und unserem Verurteilen lebt, zurück zu uns und zu Gott?
Beschreibung
„Geh und lebe. Das Licht von dort ist hier, bei uns. Niemand muss es ersehnen.“
(Textauszug Arie Nr. 8)
Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns und wir haben eine Zeit vor uns, von der wie üblich, niemand weiß, wie sie werden wird. Das Corona-Virus bestimmt momentan unser Handeln, Denken und unser Leben – auch das musikalische und kirchliche Leben.
Die Pandemie hat Vorurteile und Meinungen aller Art ans Licht gebracht. Wer erwischt sich nicht selbst einmal beim Verurteilen und vorschnellem Verurteilen von Menschen, Geschehnissen oder Erlebnissen, unerwarteten Situationen etc.? Die Liste der Dinge, die wir verurteilen und vorverurteilen können, ist endlos. Aber warum muss man sich über alles sofort eine Meinung bilden? Reicht es nicht, eine Sache hinzunehmen, darüber nachzudenken und dann zu überlegen, ob man urteilt? Wir Menschen sind schnell und (leider) gut im Verurteilen. Vor allem in der letzten Zeit wurde immer mehr deutlich, wie schnell man verurteilt und Vorurteile schüren kann. Egal ob bewusst oder unbewusst: Vorurteile sind da.
Freilich ist unsere Zeit nicht so, wie es die Zeit war, in der Jochen Klepper dieses Lied schrieb, das Johann Petzold 1938 vertonte. Aber das Lied zeigt eine Richtung, an der wir festhalten sollten. Nicht wir haben das Recht, über andere zu urteilen oder vorzuurteilen, sondern wir alle sind gerecht vor Gott, der das letzte Wort sprechen wird. So wie Gott ein Wort sprach, um zu sein, spricht er auch das Wort, uns alle zu erretten.
Wir alle sind gerecht vor Gott, und wir alle sollten auch gerecht voreinander sein. Hören wir einander zu, reichen wir einander die Hand, retten wir uns gegenseitig, so bewahren wir das Licht, das die Dunkelheit durchbricht.
Die Kantate widmet sich eben diesem Thema: Gerecht sein vor sich selbst, vor anderen und vor Gott. Im Licht leben, aber die Dunkelheit kennen. Und die Kraft haben, ins Dunkel zu gehen, um anderen ein Licht zu sein. Es gab schon viele Menschen, die für andere geleuchtet haben. Und eben auch in den jetzigen Zeiten braucht es so viele Menschen, die für andere leuchten, für andere gerecht sind.
Im Advent (lat.: adventus – Ankunft) warten wir auf die Ankunft Jesu. Aus einer Dunkelheit wird ewiges Licht kommen, aus dem Tod wird er uns ins Leben führen. Es ist doch immer wieder seltsam zu merken, wie parallel dieses Bild zu vielen Dingen auf dieser Welt ist. Der Text des Liedes „Die Nacht ist vorgedrungen“ wurde von Jochen Klepper im Jahr 1937 verfasst. Klepper vereint im gesamten Gedicht immer wieder Gegensätze: „Gott will im Dunkeln wohnen und hat es doch erhellt“, „Krippe und Kreuz“ und stellt die Dunkelheit weit nach vorne. Das Lied zeigt aber auch den Weg aus der Dunkelheit heraus – das vollkommene Vertrauen in Gott, das Kind, in Jesus: „Er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.“, „Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.“
Zur Uraufführung
Als Tenor wird Byungyong Yoo (Heidelberg) zu hören sein. An der Viola musiziert Theo Ruppert (Gelnhausen), am Tenorsaxophon Giuliana Klaus (Erlensee). Die Orgel spielt Helene Streck (Maintal).